Königsberger Klopse im Traditionscafe „Drechsler“ in Wien

von Rudi Kulzer, München

Vor fast 100 Jahren eröffnete Engelbert Drechsler das Markt-Café „An der Wien“. Später wurde es als das bekannte Cafe Drechsler von seinem Enkel weitergeführt.Manfred Stallmajer renovierte es 2007 aufwändig und betreibt es noch heute.

Doch Entsetzen in Wien. Das renommierte Café, eine Institution in Wien soll geschlossen werden. Doch Rettung naht, allerdings in einer anderen Form wie bisher. In dem Lokal soll es künftig auch Berliner Küche geben, schreibt Alex Stranig im renommierten Wiener Blatt DER STANDARD.

Die angekündigte Schließung schlug hohe Wellen. DER STANDARD erfuhr, wer dem Kult-Café neues Leben einhauchen will „Wer auf frischen Wind hofft, darf nicht verschnupft sein, wenn er kommt“, sagte einst das Wiener kabarettistische Urgestein Helmut Qualtinger. Nun ist es justament der österreichische Kabarettist, der für frischen Wind im „neuen“ Cafe Drechsler sorgen soll. Das Konterfei Qualtingers wird schon bald in Form eines Ölgemäldes von der Wand des Lokals granteln.

Und das ist nicht alles, was sich im Kult-Kaffeehaus ändern wird. Diese Woche hat Noch-Betreiber Manfred Stallmajer bekannt gegeben, das Café am 25. März zu schließen. Unter anderem, weil er seinen Plan vom 24-Stunden-Lokal in elf Jahren nicht durchsetzen konnte. Aber auch, weil sich die Gastronomie am Naschmarkt in den letzten Jahren stark verändert habe und es ohne ausreichenden Schanigarten im Sommer schwer sei, wie Stallmajer sagt.

Nun will sich ausgerechnet ein Berliner des Wiener Traditionskaffeehauses an der linken Wienzeile annehmen, wie die Zeitung erfuhr. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Banjamin Weidinger eröffnet Turbo-Gastronom und Koch Niko Kölbl das Cafe Drechsler bereits Mitte Mai neu. Der gebürtige Kreuzberger betreibt die bei Burger-Fans beliebte Weinschenke an drei Wiener Standorten, vor wenigen Monaten kam die „Pizza Randale“, ein Restaurant, das auch ein Club ist, hinzu.

Im Cafe Drechsler soll es aber weder Burger noch Pizza geben. „Den Großteil der Karte wird Wiener Küche ausmachen. Wir werden aber keine Würste vom Großmarkt servieren. Es wird eigene Kreationen geben. Die Küche in den Wiener Kaffehäusern ist ja nicht herausragend. Da muss sich etwas ändern“, sagt Kölbl und will auch ein bisschen deutsche Heimatküche etablieren. Senfeier, Klopse und Hühnerfrikassee in der Tradition Berliner Kneipen.

„Ich freue mich, dass ich wieder alte Gerichte kochen darf. Dazu gehört auf jeden Fall die Lammstelze. Auch Königsberger Klopse, Hühnerfrikassee oder Senfeier soll es geben. Wer bei uns Currywurst haben möchte, den muss ich aber leider enttäuschen“.  „Wir wollen das Cafe Drechsler nicht nur erhalten. Wir wollen eine Schippe drauf legen“, sagt Kölbl.

(Quelle: Alex Stranig, 2.3.2018 im DER STANDARD, Bilder ebenfalls)

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