Steve Jobs ist tot – ein persönlicher Nachruf an einen Nachbarn in Palo Alto

ein Blog von Rudi Kulzer

Apple-Mitbegründer Steve Jobs ist im Alter von 56 Jahren gestorben. Er hat die moderne Technikwelt revolutioniert wie kaum ein anderer Manager. Wie das Unternehmen mitteilte, starb der langjährige Chef und Vermarktungszauberer am Mittwoch. Unter seiner Regie war Apple zu einem der wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt gewachsen.

Ich habe Steve Jobs in meinen Jahren als Korrespondent des Handelsblatts im Silicon Valley sowohl als Geschäftsmann wie auch als wenige Block entfernt wohnenden Nachbarn intensiv erlebt. Privat ratschten wir manchmal vor der Türe das Safeway Supermarktes in Midtown Palo Alto. Dort ging ich gerne wegen der mittleren Größe des Laden zum Einkaufen, Jobs liess dort seine Kinder im Winter auf einer kleinen Eisbahn Schlittschuh laufen. Wir unterhielten uns dabei nie über NeXT oder Apple, eher ein netter Nachbarn-Ratsch.

Steve Jobs in seiner Lieblingsrolle Quelle: wikipedia

Die geschäftlichen Gespräche, die Interviews liefen immer streng über den offiziellen Weg. Ich habe ihn dabei in seinen  kritischen Jahre und seiner glorreichen Wiederkehr zu Apple erlebt:

Die Dekade von Mitte der 8oer Jahre bis Mitte der 90er waren schon wilde Jahre bei Apple. Nach dem Erfolg des Macintosh 1984 holte Jobs den erfahrenen Pepsi Cola Manager John Sculley aus New York nach Kalifornien, um ihn beim Aufstieg von Apple zu begleiten. Doch der feuerte ein Jahr später Jobs. Wegen einer zu wirrer Produktvielfalt wurde Sculley 1993 von Michael Spindler abgelöst, der wiederum den Stab den Halbleiter-Spezialisten Gilbert Amelio weitergeben musste.

Doch die Rolle von Amelio war noch weit unglücklicher als die des eigentlich talentierten John Sculley. Apple war in einer tiefen Krise, die Amelio nicht lösen konnte. Das Unternehmen stand kurz vor dem Ruin oder einer feindlichen Übernahme. 1997 musste Apple eine Milliarde US-Dollar abschreiben.

Das dringendste technische Problem dabei war, dass Apples Betriebssystem in der Branche als veraltet betrachtet galt, eine Suche nach Alternativen unumgänglich war. Das brachte 1996 Steve Jobs zurück, der sich inzwischen vor allem mit dem Zeichentrickstudio Pixar Ruhm und Vermögen erworben hatte. Er kehrte nicht mit einem Paukenschlag zurück, wie wir das heute von ihm gewohnt sind, eher in bescheidenen Schritten mit einem Betriebssystem im Gepäck – erst als Berater, dann als Interimschef.

Geschäftsführer Gilbert Amelio hatte damals versprochen, bis zur MacWorld im Januar 1997 eine Strategie zum Thema Betriebssystem vorzustellen. Um das Dilemma zu lösen übernahm Apple völlig überraschend noch im Dezember 1996 das Unternehmen NeXT von Steve Jobs und damit das Betriebssystem NeXTStep/Openstep für 400 Mio. US-Dollar. Dieses sollte die Grundlage für die nachfolgende Generation des Apple-Betriebssystems werden. NeXT war zwar als Unternehmen wenig erfolgreichen, hatte jedoch wichtige technische Komponenten entwickelt, die Apple dringend brauchen konnte.

Als Interimschef feuerte Steve Jobs das unglückliche Führungsduo Gil Amelio und Ellen Hancock (früher bei IBM für Netzausrüstung zuständig) und in einigen schwierigen Jahren die Pionierfirma wieder auf Vordermann. Am 7. Januar 2000 endlich wieder auf dem Chefsessel, mehr oder minder typisch für ihn als Randbemerkung nach einem zweistündigen Vortrag auf der MacWorld in San Francisco bekanntgegeben. Dort erklärte Jobs, dass er überzeugt sei, Apple werde eine der profitabelsten Internetfirmen.

Jobs arbeitete bei Apple über mehrere Jahre hinweg für ein Jahresgehalt von einem Dollar und wurde damit in das Guinness-Buch der Rekorde als schlechtest bezahlter Geschäftsführer aufgenommen. Nachdem Apple wieder zu einem gewinnträchtigen Unternehmen geworden war, entfernte das Unternehmen im Januar 2001 das „vorübergehend“ aus Jobs‘ Titel des Geschäftsführers.

Unter Jobs‘ Führung wurde 1998 der iMac eingeführt, der half, den angeschlagenen Konzern zurück in die Gewinnzone zu führen. Mit den tragbaren Musik-Abspielgeräten iPod, der Jukebox-Software iTunes, dem iTunes Store (bis 2006 iTunes Music Store) und dem iPhone schuf das Unternehmen einen neuen Markt für „Digital Lifestyle“-Produkte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Mitbegründer des US-Computerherstellers Apple, Steve Jobs, ist tot. „In tiefer Trauer teilen wir mit, dass Steve Jobs heute gestorben ist“, erklärte der Konzern am Mittwoch in San Francisco. „Steves Brillanz, Leidenschaft und Energie waren die Quelle zahlloser Innovationen, die unsere Leben bereichert und verbessert haben. Die Welt ist wegen Steve ein besserer Ort.“

 

Der seit langem gesundheitlich schwer angeschlagene Jobs hatte erst Ende August den Chefposten nach fast 15 Jahren an Tim Cook abgegeben und sich von der Unternehmensspitze zurückgezogen. Er war danach in den Vorsitz des Verwaltungsrates des Hightech-Konzerns gewechselt.

 

Jobs war schon mehrmals von Cook vertreten worden, als er aus gesundheitlichen Gründen Auszeiten nehmen musste. Der Visionär, unter dessen Regie iPhone, iPod und iPad entwickelt wurden, hatte sich vor zwei Jahren einer Lebertransplantation unterzogen. Im Jahr 2004 hatte er eine Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankung überstanden.

 

One Response

  1. Rene sagt:

    …ein schöner, umfassender wie auch persönlicher Artikel.

    Auch wenn mir Steve in meiner Westküsten-Zeit nur in einem einstündigen Meeting begegnet ist, so hat man allein in diesen wenigen Minuten einen besonderen „Funken“ in ihm bemerkt. Einen Funken, der nicht nur seine Geradlinigkeit, Präzision & seine visionäre Eigenschaft betonte sondern auch andere mit wenigen Sätzen sofort in seinen Bann ziehen konnte. Mir sind viele Top-Manager und erfolgreiche Unternehmer über den Weg gelaufen im Valley – keiner jedoch konnte diese Aura wie Steve aufbauen.

    Ein wirklich Großer ist gegangen.

    R.I.P.

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