30 Jahre IBM PC

ein Blog von Rudi Kulzer

Der IBM PC wird 30 Jahre alt. Schon rauschen die PC-Untergangs-Stories durch die Gazetten und Online-Portale, die das Ende des Zeitalters des Personal Computers verkünden. Doch das ist Unsinn, trotz des derzeit überwältigenden Erfolgs der Tablet PCs. Der „Kisten PC“ ist nur „pervasive“ geworden, man bemerkt ihn nur noch, wenn er einem fehlt.

Die Geschichte des Personal Computers (PC) als Standard des Arbeitsplatz-Computers (Desktop) wurde von der IBM geprägt, wobei sich Big Blue bei diesem Thema nicht immer mit Ruhm bekleckerte und letztlich in der zweiten Hälfte der 80er Jahren aus seinen Zulieferfirmen Microsoft und Intel mächtige Konzerne machte.

Doch der Reihe nach: Der erste IBM-PC, der IBM 5150 Personal Computer, kam am 12. August 1981 auf den Markt. Daher der heutige Jahrestag. Das von der IBM Terminal Abteilung in Boca Raton im Auftrag der Firmenzentrale in Armonk schnell entwickelte Gerät war eine etwas hastige Antwort auf die Erfolge des Apple II und des Commodore PET auf dem damals gerade entstehenden, aber rasch wachsenden Markt für sogenannte  Mikrocomputer.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte IBM ausschließlich die für kommerzielle Kunden bestimmten Systeme IBM 5100 und System/23 Datamaster in der Produktionsschiene, während die bereits deutlich preiswerteren und flexibleren neuen Microcomputer bei Studenten, in Ingenieurbüros und in Agenturen einen raschen Einsatz fanden. Ich selbst gehörte damals mit meinem Ingenieurbüro für Umweltschutz und Siedlungswesen in München zu dieser Gruppe. Den ersten Apple II hatte ein Student mitgebracht.

IBM 5100 war der Name der ersten Serie von Mikrocomputern, die IBM bereits 1975 vorstellte. Dazu gehörten sowohl für damalige Zeiten kompakte Systemeinheiten, sowie eine Auswahl an praktischer Peripherie. Die 5100er waren zwar die Vorgänger des IBM-PC (Typ 5150), ähneln sich technisch jedoch in keiner Weise. Trotz ihres revolutionären Konzepts wurde die Serie ein Flop.

PC Vorläufer IBM 5100, Werkfoto IBM

 

Der erste IBM-PC (5150) hatte noch keine Festplatte, sondern, wie der Apple II, lediglich ein oder zwei Diskettenlaufwerke. Speicherplatz war im Vergleich zu heute noch extrem teuer. Er wurde von 1981 an fast sechs Jahre lang unverändert gebaut. Nachfolgesysteme mit optionaler Festplatte nannten sich erst IBM PC XT und später, mit einem i286-Prozessor, IBM PC AT. Trotz der hastigen Entwicklung des Computers in kürzester Zeit und der Verwendung der billigsten verfügbaren Komponenten war er wegen des starken Markennamens und der Marktpräsens von IBM ein voller Erfolg.

Einer der größten Vorteile des IBM-PC bestand darin, dass er ebenso wie das Vorbild Apple II durch Steckkarten für das Motherboard, die auch nachträglich eingebaut werden konnten, erweiterbar war. Darüber hinaus entstanden durch den einfachen Aufbau aus für jedermann leicht erhältlichen Standardchips schon ab 1983 in Fernost diverse Nachbauten, häufig IBM-Klons genannt, für eine weite Verbreitung der Systemarchitektur sorgten.

 

Der erste IBM PC Modell 5150, Werkfoto IBM

Der IBM-PC entwickelte sich zu einem inoffiziellen Industriestandard, weil er ohne Lizenzierung von IBM nachgebaut werden konnte. Selbst über das Betriebssystem des IBM-PC, DOS 1.0, hatte IBM keine vollständige Kontrolle, obwohl es im Auftrag der IBM nach einem gewissen Zögern von Microsoft entwickelt wurde. Die Meisterleistung das jungen Bill Gates bestand nicht im Programmieren und Zusammensetzen des Betriebssystems aus bereits vorhandenen Komponenten, sondern dass es ihm gelang, die Lizenzrechte im Haus Microsoft zu halten, da IBM die Marktchancen und Zukunftsbedeutung massiv unterschätzt hatte. Ob Gates dies nur intuitiv tat oder bereits gelenkt durch eine starke Marktvision für den PC, ist nicht bekannt.

Wie auch immer, der IBM-PC stand für das, was ein PC war und wurde zum Synonym. Ab Mitte der 80er Jahre waren PCs, die nicht IBM-kompatibel waren, außer im Bereich Heimcomputer schlicht unverkäuflich. Für die zugesicherte Eigenschaft „IBM-kompatibel“ der Hersteller von Nachbauten eines IBM-PC gab es aber nie offizielle Tests oder Zertifizierungen.

In den späteren Jahren hatte IBM kein glückliches Händchen bei der Weiterentwicklung des IBM-PCs. Nach der unglücklichen Einführung der hardwareseitig nicht PC-kompatiblen IBM PS/2-Modelle und mit dem Erscheinen von Microsoft Windows 3.x wurde der Ausdruck IBM-PC bereits ab 1990 eher ein historischer Begriff. Seit der Einführung von Microsoft Windows 95 wurde im PC-Marktsegment praktisch nur noch von Windows-Kompatibilität gesprochen.

Während man bei IBM mit proprietären Konzepten (PS/2 , Micro Channel Architecture, OS/2) versuchte, den Markt gegen Mitbewerber abzuschotten, entwickelten Hersteller wie Compaq, HP, Intel und Microsoft zukunftsfähigere Konzepte und herstellerübergreifende Standards (Extended Industry Standard Architecture) und konnten diese – im Gegensatz zu IBM – auch als Industriestandards durchsetzen. Auch die aktuellen PCs auf der Basis der Prozessoren von Intel oder AMD sind noch weitestgehend kompatibel zu ihrem Urahn, dem IBM-PC. Doch von „IBM-kompatibel“ ist schon lange keine Rede mehr.

 

Leave a Reply

Spam Protection by WP-SpamFree

Using Gravatars in the comments - get your own and be recognized!

XHTML: These are some of the tags you can use: <a href=""> <b> <blockquote> <code> <em> <i> <strike> <strong>