Jobs Vermächtnis – Lifestyle in der IT

ein Blog von Rudi Kulzer

Der Rücktritt von Steve Jobs als Chief Executive Officer (CEO) von Apple markiert das Ende einer außergewöhnlichen Ära, nicht nur für Apple, sondern für gesamte IT-Welt.

Steve Jobs ist „einer von zwei oder drei führenden historischen Persönlichkeiten der Tech-Revolution“, konstatiert der geachtete Technologie-Kolumnist des Wall Street Journals, Walt Mossberg. Selten wurde ein großes Unternehmen oder eine Industrie so von einer einzelnen Person bestimmt, und so erfolgreich. Sein Einfluss geht weit über den PC hinaus.

Steve Jobs mit iPhone Handy Quelle: Werkfoto

In den letzten zehn Jahren hat Apple erst durch den iPod das Musikgeschäft verändert. Dann setzte das iPhone neue Maßstäbe im Handy-Geschäft, gefolgt vom Tablet PC iPad, das in der Unterhaltungs- und Medien-Welt für Furore sorgte. Wieder und wieder hat Jobs geahnt, was der Kunde will und immer wieder hat er Recht gehabt.

Noch nun muss sich der große Lifestyle-Zauberer zurückziehen. Jobs, heute 56, musste sich 2004 einer Operation wegen Bauchspeicheldrüsenkrebs unterziehen. 2009 erhielt eine Lebertransplantation.

Die meisten Menschen wären schon glücklich, wenn sie die Welt in einem wichtigen Punkt ändern könnten. Steve Jobs aber ist es gelungen, in mehreren Abschnitten seines beruflichen Lebens Technologie-und Medienunternehmen so zu verändern, dass es einen großen Einfluss auf die die Art hat, wie Menschen mit der Technik leben. Entscheidend dabei war nach Meinung der Chronisten, dass er stets bereit war, große Risiken mit neuen Ideen auf sich zu nehmen und sich nicht mit kleinen Innovationen zufrieden gab, denen die Marktforschung zustimmen würde.

Gründung der Firma mit dem Apfel

Im ersten Akt seines Berufslebens bei Apple war Jobs 1976 der Mitbegründer der Firma mit dem angebissenen Apfel. Der Apple II Computer, den er mit HP-Techniker Steve Wozniak entwickelte, war eine der Grundlagen des PC Massenmarkts. IBM musste auf den Erfolg von Apple reagieren und eine eigene PC-Kampagne starten.

Apple II mit zwei Diskettenlaufwerken Quelle: Werkfoto

Im Rampenlicht der Weltpresse stand er erstmals 1984, als er mit dem Macintosh den ersten kommerziell erfolgreichen Computer mit einer Maus und grafische Benutzeroberfläche vorstellte. Das aus dem Xerox PARC stammende Konzept (Star) hat etwas später auch Microsoft für Windows übernommen.

Der erste Macintosh Quelle: Werkfoto

Nach internen Machtkämpfen mit dem ehemaligen Pepsi-Manager John Sculley, der er 1983 in die Firma geholt hatte, musste Jobs Apple verlassen. Stinksauer gründete er eine neue Computerfirma NeXT Inc., der allerdings wenig Erfolg beschieden war. Das Unix-ähnliche Betriebssystem von NeXT jedoch fand sich später in der Macintosh-Familie als OS X wieder.

Als weitere Pioniertat auf seinen beruflichen Lebensweg, kaufte er 1986 Pixar, eine kleinen Computer-Animation Firma in Emeryville, die ursprünglich eine Grafikabteilung von Lucas Film war. Mit starkem eigenen Investment gelang es ihm, Pixar zu einem der weltweit erfolgreichsten Filmstudios zu machen, das er später für7, 4 Mrd. $ an Disney verkaufte. Pixar verändert die Welt der Animationsfilme grundlegend.

 Rettung des faulen Apfels

1996 kaufte Apple NeXT für 402 Mio. US-Dollar. Jobs übte damals eine Beratertätigkeit im Unternehmen aus. Im August 1997 wurde er Mitglied des Vorstandes und feuerte kurz darauf den damalige Apple-Chef Gil Amelio, der von diesem Genre keine Ahnung hatte. Es gelang ihm in den nächsten Jahren, das von ihm mitgegründete, heruntergekommene Unternehmen, das angeblich kurz vor dem vor dem Bankrott zu sanieren.

Mit dem Kauf von NeXT wurde dessen Technik übernommen und in die Apple-Produkte integriert; hauptsächlich handelte es sich dabei um NeXTStep, das schrittweise aktualisiert und schließlich unter dem Namen Mac OS X zum neuen Betriebssystem der Macintosh-Rechner wurde.

Unter Jobs Führung wurde 1998 der iMac eingeführt, der half, den angeschlagenen Konzern zurück in die Gewinnzone zu führen. Mit den tragbaren Musik-Abspielgeräten iPod, der Jukebox-Software iTunes, dem iTunes Store (bis 2006 iTunes Music Store) und dem iPhone schuf das Unternehmen einen neuen Markt für „Digital Lifestyle“-Produkte. An den Erfolg dieser Produkte knüpfte das am 27. Januar 2010 durch Jobs präsentierte iPad an.

Jobs hat sich dramatisch die Handy-Industrie, der Musikindustrie, die Film-und TV-Industrie, das Verlagswesen und andere geändert. Mehr als 314 Millionen iPods, iPhones und 129 Millionen 29 Millionen iPads verkauft worden (Quelle: Bernstein Research). In diesem Sommer überflügelte Apple für kurze Zeit Exxon Mobil als wertvollste US-Unternehmen.

Jobs arbeitete bei Apple über mehrere Jahre hinweg für ein Jahresgehalt von einem Dollar und wurde damit in das Guinness-Buch der Rekorde als schlechtest bezahlter Geschäftsführer aufgenommen.

Logistik-Experte wird Nachfolger

Timothy D. „Tim“ Cook (Jahrgang 1960) ist nun Chief Executive Officer von Apple, wie es Jobs gewünscht hatte. Von Januar bis Ende Juni 2009 und ab dem 17. Januar 2011 vertrat er Jobs, als dieser aus gesundheitlichen Gründen Auszeiten nahm. Am 24. August 2011 übernahm Cook Steve Jobs’ Position dauerhaft.

Jobs Nachfolger Tim Cook Quelle: Werkfoto

Cook studierte bis 1982 Industrial Engineering an der Auburn University und absolvierte seinen MBA 1988 an der Business School der Duke University. Er arbeitete zwölf Jahre für IBM und zuletzt bei Compaq, bevor er 1998 zu Apple kam, wo er bereits 2004 Steve Jobs als CEO vertrat. Cook ist ein Experte in der Logistik, der in der Branche respektiert wird, aber außerhalb bisher kaum bekannt war. Das wird sich ändern.

Cook gilt weder als Produktvisionär, das ist eher die Domäne von Jonny Ive, schreibt die Computerwoche,  noch als begnadeter öffentlicher Redner. Diesen Part hatte während Jobs‘ Auszeiten deswegen auch stets Produkt-Marketing-Chef Phil Schiller übernommen.

 

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