HP-Chefin Meg Whitman: „Wir stehen am Beginn einer mehrjährigen Transformation!“

Analyse und Kommentar von Rudi Kulzer

Einen Tag nach der Verkündung eines heftigen Einbruchs der Geschäftszahlen, der sich vor allem in einem scharfen Rückgang der Gewinne zeigte, musste HP Chefin Meg Whitman einräumen, dass der Noch-Marktführer nach Umsatz der IT-Branche am Beginn einer mehrjährigen Transformationsphase stehe. Das Gespräch fand im Büro des Wall Street Journals in Menlo Park statt, wo das bekannte Finanzblatt sein Westküsten-Office hat.

HP-Chefin Meg Whitman muss den IT-Pionier sanieren

Am Mittwoch den 22. Februar hatte HP bekannt geben, dass der Gewinn im seinem ersten Geschäftsquartal (31. Januar) um 44% gegenüber dem Vorjahr eingebrochen war und der Umsatz um 7% zurück ging. Der Wert der HP-Aktie sank darauf um 4,8% auf 27,54 $ im Mittags-Handel an der New York Börse.

Hewlett-Packard habe eine große Zukunft, es werde aber einige Zeit dauern bis sich das Unternehmen in vollem Umfang nach mehr als einem Jahr voll von Schwierigkeiten und Fehlentscheidungen erholen würde, sagte Meg Whitman.

Bemerkenswert war dabei die Aussage, dass Hewlett-Packard in seinem Kern ein Hardware-und Infrastruktur-Unternehmen sei. In zwei bis drei Jahren soll der Computerpionier aus Palo Alto bestens bekannt sein für „Cloud Computing“, IT-Sicherheit und Werkzeuge, die Unternehmen bei einer besseren Verwaltung ihrer Daten helfen.

Klare Positionierung

Das ist eine klare Aussage nach schwierigen Quartalen des Schlingerns, in denen man nicht richtig wusste, wo HP wirklich steht und stehen will. Damit positioniert sich HP als direkter Wettbewerber zu IBM in allen Server- und Speicherfragen sowie der IT-Beratung von Unternehmen. Daran wird die neue HP-Chefin spätestens 2013 gemessen werden.

HP habe viele der nötigen Bausteine für die gewünschte Transformation an Bord, einschließlich großer Business-Server-Systeme für Rechenzentren, wichtige Sicherheits-Programme, die man in den vergangenen Jahren gekauft hat, und einer Daten-Management-Software der britischen Autonomy Corp., die Vorgänger Leo Apotheker im vergangenen Jahr für mehr als 10 Milliarden Dollar erworben hatte.

Im Rahmen der Transformation werde HP mehr in Forschung und Entwicklung investieren, so Whitman. Größere Zukäufe schloss sie vorläufig aus. Es gelte derzeit vielmehr das Vorhandene zu optimieren.

Meg Whitman wurde im September zum CEO von HP berufen, nachdem der Verwaltungsrat zuvor Leo Apotheker nach elf Monaten im Amt gefeuert hatte, zum Teil wegen seiner Entscheidung, HPs PC-Geschäft abzutrennen oder zu verkaufen. Damals stand Whitman, die bereits Mitglied im HP-Verwaltungsrat war, zu diesen Plänen. Heute versucht sie sich davon zu distanzieren.

HP hatte 2011 mehrere Quartale die Erwartungen der Wall Street verfehlt. Seither hat Whitman versucht, die etwas wirre Hinterlassenschaft von Leo Apotheker zu ordnen, das Personal-Computer-Geschäft zu erhalten

PC-Geschäft bleibt schwierigste Baustelle

Doch die einst mächtige Personal Systems Group (PSG) bleibt wie die jüngsten Zahlen beweisen ein Sorgenkind. Aktuell glaubt man zwar, der Mangel an Festplatten sei schuld an der Misere. HP-Finanzchefin Cathie Lesjak sagte in einem Interview, dass die Knappheit bei Festplattendurch Überschwemmungen in Thailand im vergangenen Jahr das PC-Geschäft geschadet hätte und dies auch im in der ersten Hälfte des laufenden Jahres tun würde. Doch das Problem sitzt tiefer und struktureller Natur. Es stellt sich die Frage, wie viel PCs brauchen Verbraucher und Firmen noch angesichts des Erfolges von Apples iPad und Googles Android Tablets.

HP plant daher so Whitman die Markteinführung eines neuen Tablet-Computers, der auf Microsofts kommendes Windows 8 Betriebssystem laufen wird. HPs eigenes webOS-Betriebssystem, das HP von Palm übernommen hat, ist damit endgültig beerdigt. Es wurde 2011 kurz nach dem es auf dem Markt kam mangels Erfolges abgesagt,

In der Telefonkonferenz, sagte Frau Whitman der erste Schritt sei es, den Umsatzrückgang zu stoppen und Marktanteile in allen Geschäftsbereichen zurückzugewinnen. Der zu erwartende Umsatz werde auch 2012 flach bleiben und erst im Jahr 2013 wieder wachsen. Dabei könnte Wachstum von der neuen Serverlinie ProLiant Gen8 kommen, die HP vor kurzem weltweit vorgestellt hat.

Abschließend betonte Meg Whitman, dass sie von HP für mehrere Jahre verpflichtet sei und für Stabilität nach der Unruhe in der Chefetage sorgen wolle. Sollte der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney gewinnen, wolle sie keine Position in seiner Regierung übernehmen.

 

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