IBM: Wundertüte aus dem Besenschrank

Ein Kommentar von Rudi Kulzer

Big Blue liebt den „Besenschrank“. Gemeint ist damit das 19 Zoll Rack, das als ein gewisser physikalischer Standard in der IT-Industrie bezeichnet werden muss, wenn es darum geht, mit Hilfe der nötigen Einschübe, Rechen- und Speicherkomponenten in einem Standardgehäuse  Systemlösungen anzubieten. Das hatte sich schon vor zwei Jahren bei der Entwicklung der neuen Mainframe-Angebote unter der Flagge „zEnterprise“ gezeigt und jetzt wieder für „IBM Pure Systems“.

Bei zEnterprise 196 und 114 sind die Daten in einem „Besenschrank“, abgelegt, die Lösungen finden im „Kleiderschrank“ „zBX“ statt. Gesteuert wird das Ganze von einem smarten Managementprogramm von der Konsole auf x86-Basis.

Bei der neuen, diese Woche angeboteten System haben wir es optisch wieder mit einer Lösung im „Besenschrank“ (vermutlich auch in kombinierbaren Schränken, falls die Aufgaben eine gewisse Größe verlangen) zu tun. Bei diesem neuen Typ „Expert-Server“ gilt es wohl, durch geschickte Kombination mehrere Aufgaben zu lösen.

Da geht es zunächst ein Mal um die Automatisierung des Computereinsatzes in den Rechenzentren oder IT-Abteilungen von Unternehmen. Dieses Problem hat Hewlett-Packard um Februar dieses Jahres mit seinem Projekt „Voyager“ für den Einsatz von x86-Servern (ProLiant) im Rahmen des sogenannten Industriestandards angesprochen. IBM versucht dies nun mit PureSystems, sowohl für die x86-Plattform wie auch für seine Power7-Angebote für Unix (AIX) und Linux (Red Hat und Suse). Prozessortechnisch ist IBM etwas breiter aufgestellt.

Der zweite Vergleich mit einer IT-Lösung ist der mit den „Datenmaschinen“ Exalogic von Oracle. Das erste Modell dieser auf den Einsatz von Datenbanken spezialisierten Server kam noch aus einer intensiven Zusammenarbeit mit HP. Seit dem Zulauf von Sun Microsystems unter die Fittiche von Larry Ellison kommen die jüngsten Lösungen natürlich aus der Werkstatt von Sun.

Dabei geht es um Aufgaben, bei denen Datenbanken eine große Rolle spielen. Waren das bisher weitgehend sogenannte strukturierte Daten in relationalen Datenbanken (SQL), so geht es seit gut zwei Jahren auch „unstrukturierte“ andere Daten (Big Data). Diese kommen häufig aus dem Umfeld von Social Media und Kommunikation. Diese sind zwar auch strukturiert, aber meist nicht relational (Zeilen und Spalten). Man spricht auch von NoSQL Datenbanken. Oracle und IBM bemühen sich, ihre Kunden in beiden Feldern zu bedienen.

Als drittes Aufgabenfeld könnte IBM Kunden bedienen, die entsprechendes vertikales Experten aus verschiedenen Industrie- und Wirtschaftsbereichen direkt auf dem Server halten, um entsprechende Lösungsmuster nach Wünsche und Bedarf der Kunden zu bedienen. Auf der Basis großer Textsammlung tut IBM dies bereits mit Watson. Bei IBM Pure Systems kommen sichere noch andere Weg der Unterstützung hinzu, über die noch gesprochen werden muss.

Der zu erwartende Wettbewerb zwischen IBM, Oracle/Sun und HP mit erweiterten Lösungsangeboten für Kunden, die über reine IT-Fragen hinausgehen, scheint spannend zu werden. Enttäuschend ist zum jetzigen Zeitpunkt lediglich, dass IBM für seine neuen Experten-Wundertüte einen so blassen, wenig aussagekräftigen Name wie „Pure Systems“ gewählt hat. Das klingt eher nach sauberen Wasser oder Luft und nicht nach smarten IT-Angeboten. Strategisches Marketing ist leider nicht die Stärke des sonst erfahrenen IT-Giganten.

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