China schafft Supercomputer mit eigenen Mikroprozessoren

ein Nachrichten Blog von Rudi Kulzer

China hat es geschafft, seinen ersten Supercomputer auf der Basis eigener chinesischer Mikroprozessor-Chips zu entwickeln. Dies berichtet John Markoff von der New York Times. Das ist ein Fortschritt, der High-Performance-Computing-Spezialisten in den Vereinigten Staaten überrascht.

Bisher musste das ehrgeizige Land der Mitte bei seinen Supercomputer Projekten auf Prozessoren aus den USA setzten. So entstand im Herbst vergangenen Jahres ein chinesischer Supercomputer, der Tianhe-1A. Er war sogar kurz auf Platz eins der Weltrangliste bevor er im Frühjahr von einer rivalisierenden japanischen Maschine, dem  von Fujitsu entwickelt K-Computer verdrängt wurde.

Der Tianhe ist mit Prozessoren von Intel und Nvidia bestückt, sein internes Schaltsystem wurde jedoch bereits von chinesischen Ingenieuren entwickelt. Auch der K-Computer der Japaner arbeite mit US-Technologie, nämlich der Sparc-Chips von Sun Microsystems aus dem Silicon Valley entwickelt, die heute zu Oracle gehören.

Die Ankündigung fand diese Woche auf einer von Industrie und staatlichen Organisationen organisierten Fachtagung in Jinan, China, statt. Die neue Maschine, die Sunway BlueLight MPP, wurde bereits im September im National Supercomputer Center in Jinan, der Hauptstadt der Provinz Shandong im Osten Chinas installiert.

Der neue chinesische Chip für den Sunway Supercomputer Quelle: Werkfoto NSC Jinan

Die Sunway System, das ein Petaflop (rund 1.000 Billionen) Rechenoperationen pro Sekunde ausführen kann, gehört  wahrscheinlich zu den 20 schnellsten Computern der Welt gehören. Entscheidend ist dabei, dass er mit 8.700 Shenwei SW1600 Mikroprozessoren bestückt ist, die in einem chinesischen Computer-Institut  in Shanghai entwickelt und hergestellt werden.

Das ist eine große Überrschung für die Fachwelt, sind doch die Chinesen nach deren Meinung etwa drei Generationen hinter dem state-of-art-Chips der weltweit führenden Anbietern aus den Vereinigten Staaten, Südkorea, Japan und Taiwan. Die Meinung muss wohl revidiert werden, sollte der neue Superrechner seine Aufgaben erfüllen.

„Das ist ein bisschen überraschend“, sagte Jack Dongarra, Informatiker an der University of Tennessee und ein führender  Kopf des Top500-Projekts, einer Liste der weltweit schnellsten Rechner. Nach seiner Meinung liegt der Sunway mit seiner theoretische Spitzenleistung bei etwa 74 Prozent von der des schnellsten US-Computers – des Jaguar-Supercomputer in der Department of Energy Anlage in Oak Ridge National Laboratory, gefertigt von Cray. Diese Maschine ist derzeit die drittschnellste auf der Liste.

Das Energy Department plant drei weitere Supercomputern, die mit 10 bis 20 Petaflops laufen sollen. Zusätzlich arbeiten die USA an einem Projekt, das  ein Exaflop oder eine Million Billionen Rechenoperationen in einer Sekunde erreichen soll. Dies soll noch vor Ende dieses Jahrzehnts geschehen, obwohl nach Ansicht der meisten Informatiker die notwendigen Technologien noch nicht existieren.

Das kritischste Problem ist dabei die Energiefrage. Würde man eine solche Leistung mit heute verfügbaren Komponenten bauen, würde diese soviel Strom verbrauche, wie es heute ein mittelgroßes Atomkraftwerk produziert. Im Gegensatz dazu, so Dr. Dongarra sei es faszinierend, dass der Strombedarf des neuen chinesischen Supercomputer relativ bescheiden waren – etwa ein Megawatt, nach den Berichten von der technischen Konferenz. Der Tianhe Supercomputer verbraucht etwa vier Megawatt und der Jaguar etwa sieben.

Das neue National Supercomputer Center in Jinan, China Quelle: Werkfoto

Fotos von der neuen Sunway Supercomputer offenbaren eine aufwendige Wasser-Kühlsystem, das einen bedeutenden Fortschritt in der Gestaltung der sehr schnellsten Maschinen werden kann. „Diese Kühltechnik ist sehr, sehr schwierig“, sagt Steven Wallach, Chief Scientist bei Convey Computer, ein Supercomputer mit Sitz in Richardson, Texas. Diese Kühltechnik könnte bei der Jagd nach den Exaflops gewinnen. “

 

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